EINE MAIBAUM-GESCHICHTE (Schlegel 2005, Artikel als pdf)
Geklaut, ausgelöst und dann der Bruch
Stammtisch „Mitternachtsbrüder" stellte trotz großer Schwierigkeiten in Schlegel Maibaum auf
Den gebrochenen ausgelösten Maibaum betrachten, von links, Roland Wolfrum und zweiter Vorsitzender Bernd Vogel |
Rechtzeitig zum Fest fertig geworden: Der neue Maibaum, der in letzter Minute aus dem Wald geholt wurde |
SCHLEGEL - Es ist das Trauma eines jeden, der einen Maibaum aufstellen will: Wenn der Baum weg ist. Dabei hat es Tradition, Maibäume zu klauen, wo immer man sie findet - in der Nacht, bevor sie aufgestellt werden. Die Schlegeler „Mitternachtsbrüder" vom gleichnamigen Stammtisch setzen mit ihrer Geschichte sogar noch einen drauf.
Ihr Baum war weg, dort, wo er einst lag, fand sich nur ein Zettel mit einer Handynummer und den „Forderungen" derer, die den Baum geklaut hatten: 50 Liter Bier, 30 Steak und 30 Paar Bratwürste wollten sie. Stammtischbruder Herbert Theres, der unserer Zeitung die Geschichte gestern mitteilte, war sich sofort klar darüber, dass man „das wohl einreiben muss, um den Baum auszulösen". Und ein bisschen geärgert habe man sich schon, weil man den Baum so offen habe da liegen lassen.
Der Stammtisch-Vorsitzende Volker Wülfert übernahm die Verhandlungen mit den „Entführern". Wichtig war vor allem der Rückgabetermin, da bereits in unserer Zeitung der Arbeitseinsatz mit Uhrzeit bekannt gegeben war, spätestens also am Samstag um 13 Uhr.
Die Verhandlungen wurden geführt, die Forderungen konnten etwas nach unten gedrückt werden. Die Maibaumdiebe - sie nannten sich die „Maibaumklauer" und erzählten, dass sie den Baum zu zehnt abtransportiert hätten - waren pünktlich. Um 12 Uhr standen sie mit dem Baum in Schlegel, dort, wo der Baum aufgestellt werden sollte. Man war auch behilflich und packte mit an, damit die ersten Vorbereitungen zum Aufstellen getroffen werden konnten.
Als dann jedoch der Maibaum zum Aufstellen fertig gemacht wurde, kam die zweite Hiobsbotschaft im Zuge der diesjährigen Maibaumfestes: Zweiter Vorsitzender Bernd Vogel und Roland Wolfrum stellten fest, dass der Baum angebrochen war und keine großen Belastungen mehr aushält. „Wenn ich mich darauf lehne, dann bricht der ab", so die Meldung. „Dann lehn' dich drauf" war die Antwort. Gesagt, getan, einer lehnte sich drauf, und der Baum brach.
Was nun? „Wir fahren in den Wald und holen uns einen neuen." War das zu schaffen, bis der Kran kommt? Bernd Vogel und Volker Wülfert machten sich auf den Weg - und die anderen an die Arbeit, den alten Maibaum zu zerlegen und die Stahlrohre zu entfernen. Man war damit noch nicht fertig, da war der neue Baum schon da.
Dann sei alles wie geschmiert gegangen, freut sich Herbert Theres. Der Baum sei geschalt, die Löcher gebohrt, Schilder und Spitzen mit der Frankenfahne angebracht, und der Stamm zum Aufstellen fertig gemacht worden. Theres: „Wir hatten es tatsächlich geschafft. Noch bevor der Kran da war, waren wir mit den Vorkehrungen fertig." Nun sollte eigentlich nichts mehr schief gehen. Doch weit gefehlt: Die beiden Ringe an der Spitze des Baumes waren nicht richtig angebracht. Also musste der Baum noch einmal herunter geholt, die Ringe ordnungsgemäß befestigt und der Baum anschließend wieder hochgehievt werden.
So gut wie zu dieser Maifeier habe den „Mitternachtsbrüdern" das Bier selten geschmeckt, ist uns abschließend mitgeteilt worden.
Artikel aus dem Hofer Anzeiger (www.Frankenpost.de)